Bericht Radtour Füssen – südl. Gardasee 2015



In diesem Jahr gab es gleich nach der Bodensee-Radtour mit Hermann und Jürgen eine zweite Radtour, die ich aber alleine bewältigte. Ich wollte mir einen Traum erfüllen und mit dem Fahrrad die Alpen überqueren.
Ausgesucht habe ich mir die Route der „Via Claudia Augusta“ die eigentlich von Donauwörth bis nach Ostilga bzw. nach Venedig führt. Dank der weltbesten Frau und des weltbesten Sohnes konnte ich mir diesen Traum erfüllen.
Meine Familie und ich hatten 1 Woche Urlaub in Peschiera del Garda gebucht und somit musste ich mir keine Gedanken, wegen des Rücktransports machen. Ich hatte mir genug Zeit eingeplant, damit wir uns zusammen am Gardasee zeitgleich eintreffen würden.

Via Claudia Augusta

Die Via Claudia Augusta wurde im Jahre 47 n. Chr. Unter Kaiser Claudius von Altinum über den Reschenpass bis an die Donau erbaut. Sie war somit die einzige römische Kaiserstraße über die Alpen und verband das Alpenvorland mit der Adria. Ursprünglich wurde sie als militärischer Weg genutzt, in den folgenden Jahrhunderten entwickelte sie sich zu einer wichtigen Handels- und Reiseroute.
Die Via Claudia Augusta verlor ihre Bedeutung als führende Römerstraße an die immer wichtiger werdende Strecke über den Brenner.


Tag 1, Samstag, 22.08.2015

Gestartet bin ich in Laufach um 06:11 Uhr mit der RB nach Würzburg. Im Gepäck ein Bayern-Ticket und einer DB-Fahrradkarte für zusammen 28 Euro. Von Würzburg weiter nach Treuchtlingen. In Treuchtlingen hatte ich nur eine Umstiegszeit von 5 Minuten und da auf der Strecke eine Baustelle war, kamen wir leider auch 5 Minuten zu spät in Treuchtlingen an. Aber wenn auf etwas Verlass ist, dann ist es die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn, da der Umsteigezug in Treuchtlingen in Richtung Augsburg auch 10 Minuten Verspätung hatte und ich so den Zug erreichen konnte.
Der letzte Umstieg dann in Augsburg, um nach Füssen zu fahren. In dem Zug nach Füssen war sehr viel los und gar ein Chinese setze sein Kind neben mir auf dem Sitz auf den Topf. Um 13:10 Uhr konnte endlich die Tour beginnen.
Ab Füssen gibt es gleich zwei Varianten um die Tour in Richtung Reutte (Österreich) zu starten. Eine Route an den Königsschlössern vorbei und die zweite Route am Lech entlang. Ich habe mich für die zweite Route entschieden, da ich den Lechfall unbedingt sehen wollte. Der Lech hatte sehr wenig Wasser und der Lechfall war natürlich von Touristen umringt. Nach ein paar Fotos ging es weiter in Richtung Pinswang, Pflach und nach Reutte. Bis jetzt war alles recht einfach zu fahren.



Die Wege gut und alles auch schön beschildert. Es war sehr beeindruckend, wenn rechts und links die hohen Berge zu sehen sind und man mittendurch fährt. Nach etwa 13 km war ich dann in Reutte im Österreicher Land und habe mich gleich in ein schönes Straßencafé gesetzt und ein Stück Schokokuchen verdrückt und eine Tasse Kaffee getrunken. Mir kamen die Worte von Wolfgang in den Sinn, als er von seinem Vater Theo erzählte, dass er früher beim Kuchen Essen die Wespen mit der Gabel erdrückte. Mir erging es sehr ähnlich und zwei Wespen mussten auch dran glauben. Dann fuhr ich weiter in Richtung Fernpass/Lermoos. Es ging nun das erste Mal anständig hoch nach Klause. Die Klause ist ein Teil der Burgenwelt, zu dem auch die Bergruine Ehrenberg, die Schaufestung Schlosskopf, das Fort Claudia und das Erlebnismuseum gehören. Touristisch war hier einiges geboten. Weiter bergauf nach Heiterwang und nach Bichlbach. Hier beginnt auch die Tiroler Zugspitz Arena und immer die Fernpass Straße, B134, im Visier auf allerdings von der Straße getrennten, teils ruhigen Wegen.


Kurz vor Lermoos ist dann leider das passiert, was ich auf jeden Fall vermeiden wollte. Auf einer, nicht mal besonders steilen Abfahrt, ist mir auf groben Schotter, einfach das Vorderrad weg gerutscht und bin gestürzt. Auf den Händen, Knien, Ellbogen und Bauch bin ich dann zum Stillstand gekommen und ich dachte: das war es! Glücklicherweise war nichts gebrochen und die Blutungen konnte ich teils mit meiner Rad-Verbands-Tasche verbinden. Ein nettes Ehepaar half mir auch noch beim Verbinden. So konnte ich glücklicherweise meine Fahrt fortsetzen. In Biberwier suchte ich mir eine wirklich sehr schöne Unterkunft. Ich fand den Gasthof/Hotel „Family Alm, Helfinger´s Restaurant“. Sehr nette Besitzer, tolles Zimmer, gutes Essen und eine grandiose Aussicht auf die Bergwelt, welche hier mit Namen heißen: Sonnenspitze, Wampeter Schrofen und Handschuh Spitze.
Abends nach dem Abendessen (ital. Abend) kurz mit Iris telefoniert und meinen Freunden Sabine, Stefan und Wolfgang eine WhatsApp geschickt. Allerdings selbstverständlich ohne den Sturz zu erwähnen …………….

Erkenntnis des Tages: Ich hasse Schotter!!!
Füssen – Biberwier
Abfahrt Füssen: 13:10 Uhr
Grenze Österreich: 13:30 Uhr
Ankunft Biberwier: 17:15 Uhr
45,06 km / Durchschnitt 15,3 km/h / Fahrzeit: 2:55:38 Std.
Wetter: +23C, teils sonnig, teils bewölkt


Tag 2, Sonntag, 23.08.2015
Bin um 07:00 Uhr aufgestanden und habe selbstverständlich sehr schlecht geschlafen, da ich immer wieder irgendwie an die Wunden kam und das recht schmerzte, was man leider auch am Bettlaken und an den Kissen sehr gut sehen konnte, obwohl ich alles verklebt hatte. Das Frühstück war klasse.
Mit einer Verspätung von 30 Minuten ging es dann um 09:30 Uhr los. Das Hotel befindet unmittelbar am Radweg VCA und ist direkt am Fuße des Fernpasses. Auf einmal lief ein Lama vor mir her, das offenbar aus einer Weide ausgebüchst war und auch gleich wieder zu den anderen lief. Sogleich ging es auch steil einen Schotterweg nach oben.




Da es Wochenende war, waren viele Mountainbiker ebenfalls auf der Strecke über den Pass. Es hat echt Spaß gemacht, die vielen Mountainbiker mit ihren super tollen und teuren Rädern mit einem vollbepackten Tourenrad bergauf zu überholen. Eigentlich habe ich darauf gewartet, dass die richtig steilen Abschnitte bald kommen sollten, aber ruckzuck war ich oben auf 1215 m Höhe. Eine wunderschöne Aussicht auf die Berge belohnten uns Radler. Man sah schön von oben die Fernpass-Bundesstraße und die Blechlawine schob sich langsam über den Pass.
Vor der Abfahrt hatte ich Respekt und die war wirklich auch nicht ohne.
Auf Schotter bergab und teilweise auf sehr engen Wegen durch das Tor des Fernstein Schlosses bis nach Nassereith und weiter bis nach Imst. In Imst hatte ich dann endlich wieder Teer unter den Rädern. In Imst ging es kreuz und quer durch die Stadt und ich war froh, endlich wieder auf dem Radweg stadtauswärts zu fahren. Ab Mittag wurde der Gegenwind leider recht stark. Der Radweg verlief immer am schönen blauen Inn entlang auf einem wunderschön geteerten Radweg.
 

Teilweise daneben aber auch die Autobahn A12 in Richtung Innsbruck. Gerade jetzt fuhr eine 5 köpfige Mountainbike Gruppe an mir vorbei, der ich mich kurzerhand anschloss und ihnen im Windschatten folgte. Im Schnitt mit 28 km/h am Inn entlang. Doch dann sah ich ein schönes Fotomotiv und hielt an. Obwohl es den ganzen Tag sonnig war, wurde es auf einmal dunkel und es fing an zu tröpfeln. Der Gegenwind war nun extrem stark. Nun kam ich nach Landeck. Landeck liegt im Oberen Inntal, wo die Straßen vom Arlberg und vom Reschenpass zusammentreffen, in einer sonnigen, nebelfreien Talmulde, umgeben von einer malerischen Berglandschaft. Der Inn nimmt hier vom Süden kommend die Sanna auf und zeigt noch sein wildes, ungezähmtes Gesicht.



Jetzt änderte sich auch die Fahrradbeschilderung auf „Reschenpass“. Kurz nach Landeck ging es direkt an der Hauptstraße auf
einem Seitenstreifen den Berg hoch. In einer kleinen Ortschaft standen zwei Polizisten in einer Bushaltestelle versteckt mit ihrer Radarlaserpistole und baten die Schnellfahrer sofort zur Kasse. Die beiden waren aber freundlich, da ich mich genau an dieser Stelle verfuhr und ein Polizist mir gleich den Radweg zeigte. In Tösens hatte ich keine große Lust mehr und war auch recht kaputt vom starken Gegenwind, in der Hoffnung, dass der Wind am nächsten Tag verschwunden sei.

Auch wurde es nun etwas dunkel, was allerdings in den Bergen recht schnell gehen kann. Meine km-Vorgaben hatte ich, trotz Fernpass, ja geschafft und da ich in Tösens einen schönen Gasthof sah, bin ich dort dann auch im Gasthof „Wilder Mann“ eingekehrt. Ich hatte schon teilweise Probleme die Leute zu verstehen, da man schon merkt, dass man sich tief in Österreich befindet. Das Zimmer war ok und sauber und das Abendessen sehr gut. Die langgezogene Gemeinde Tösens übrigens, liegt an einer Engstelle des Inntals. Seit dem 15. Jahrhundert wurde hier Silber, Bleiglanz und Schwerspat abgebaut, bis der Bergbau wegen der vorrückenden Gletscher dann endgültig geschlossen werden musste.

Erkenntnis des Tages: Die Bergwelt heilt alle Wunden!!!
Biberwier - Tösens
Abfahrt Biberwier: 09:30 Uhr
Ankunft Tösens: 16:15 Uhr
78,8 km / Durchschnitt 15,3 km/h / Fahrzeit: 5:09:02 Std.
Wetter: +25C, meist sonnig, teilweise bewölkt, starker Gegenwind



Tag 3, Montag, 24.08.2015


Ich bin sehr früh ins Bett gegangen und habe gut geschlafen. Der Wind ist über Nacht leider nicht abgeflacht und es war sehr stürmig und nun wolkig. Das Frühstück war nicht der Hammer, aber ausreichend. Bereits um 08:30 Uhr fuhr ich wieder los auf ruhigen Nebenstraßen in Richtung Pfunds mit leider wieder starkem Gegenwind. Pfunds wurde 1282 erstmals erwähnt. Beidseits des Inn stehen stattliche Mittelflurhäuser mit vorspringenden Giebeldächern und Fassadenmalereien im Engadiner Stil. Jetzt musste ich leider auf eine etwas stärker befahrene Straße zum Finstermünz hoch. Etwa 30 Autos eines BMW Z1 Clubs aus Deutschland rasten an mir und an weiteren 5 älteren Reiseradler, vorbei. Oben angekommen, standen mit mir auch noch etwa 10 Mountainbiker oben und wollten auch gleich nach unten nach Martina fahren. Hier habe ich dann nochmal meine Lichter kontrolliert und mein gelbe Warnweste angezogen, da es rasant nach unten durch 2 Galerien und einem Tunnel ging. Martina liegt übrigens in der Schweiz. Die Grenze zu den Eidgenossen lag nun genau vor mir und die Grenzer kontrollierten gerade ein Auto. Ich fuhr sehr langsam durch den Grenzübergang und die Zöllner kontrollierten mich nicht und auch alle anderen Radler wurden nicht kontrolliert. Ich machte ein paar Fotos und nach ein paar hundert Metern, ging es auch schon wieder aus der Schweiz heraus wieder nach Österreich.

Nun konnte der „Spaß“ beginnen. In elf steilen Kehren ging es nun hoch auf die Norbertshöhe auf 1461 Höhenmeter. Die Straße war nur kaum befahren. Einzelne Reiseradler quälten sich nach oben und Motorradfahrer die nach unten fuhren, zeigten uns an, wie viele Kehren noch folgten. Auch fuhr der Postbus an mir vorbei, den man hätte nehmen können, aber wer diese geile Kehren nicht fährt, weiß nicht, was er verpasst und das kam für mich auch in keinster Weise in Betracht.
Etwa in Kehre 5/6 lag ein weißes T-Shirt mitten auf der Straße und ich spannte es auf den Gepäckträger. Nach etwa 1-2 Kehren überholte ich zwei Reiseradler und wir grüßten uns freundlich.

Glücklicherweise gehörte einem von ihnen das Shirt und er war so froh, dass er mir um den Hals fiel und mir einen Schnaps auf der Norbertshöhe anbot.
War total lustig. Natürlich konnte ich um diese Uhrzeit keinen Schnaps trinken. Oben angekommen fing es leicht an zu tröpfeln. War aber egal, da ich klatschnass vom Bergauf-Fahren war und nur so tropfte. Darauf folgte eine kurze, steile Abfahrt nach Nauders und habe mich dort in einer Bushaltestelle komplett umgezogen und habe mich im Ort in einem Supermarkt mit Brot und Kaminwurzel eingedeckt.
Es ging nun weiter quer durch das schöne Nauders, bei extrem starken Gegenwind, weiter in Richtung Reschenpass. Irgendwie hatte ich mir aber den anders vorgestellt.



Ich sah eine alte Zollstelle mit einer italienischen Flagge. Das war alles? Das war nun der Pass?
Die Enttäuschung legte sich aber recht schnell, als ich (leider wieder bei starken Gegenwind) zum Reschensee gelangte. Um den Reschensee gibt es auf beiden Seeseiten einen Radweg. Ich wollte natürlich den Kirchturm im See bei Graun sehen und bin deshalb links herum gefahren. Ein wunderschöner Radweg.
Total bewölkt und saukalt ging es nach Graun. Der Turm ist sehr nahe am Radweg und wirklich eine Sensation. Recht viele Besucher wollten genau wie ich, den Turm sehen und fotografieren. Direkt am See ging es nach St. Valentin und zum Haidersee. Als Läufer sah man sofort, dass um den Reschen- sowie den Haidersee exakte KM-Angaben mit Schildern überall hängen.



Nun kurz nach dem Haidersee ging es auf einer Fahrrad-Autobahn, auf perfekten Radwegen, steil bergab nach Burgeis, Schleis, Laatsch und weiter nach Glurns durch schöne, enge Gassen. Einst waren die Ortschaften Mals und Glurns zwei wichtige machtpolitische Zentren im Obervinschgau. Im Mittelalter war Mals der Gerichtsitz der Bischöfe von Chur, Glurns hingegen war in der Hand der Landesfürsten. Ab Schleis war übrigens das erste Mail die Etsch (ital.: Adige) neben mir noch als Gebiergsbächlein und ab Glurn die berühmten und bekannten Südtiroler Apfelplantagen. In Prad an Stifsterjoch angekommen wollte ich mir eine Unterkunft und eine Apotheke suchen.


Leider hatte ich noch etwas größere Probleme mit der Wunde an der Hand. Einen so unprofessionellen und unfreundlichen Apotheker habe ich selten vorher gesehen und eine freie Unterkunft habe ich ebenfalls hier nicht gefunden. Also fuhr ich in die nächste Ortschaft weiter durch Apfelplantagen hindurch.
In der Marmorstadt Laas habe ich dann in einem Gasthof, den ich namentlich nicht erwähnen möchte und auch nicht sagen möchte, dass dieser Schwarzer Adler hieß, ein Zimmer bekommen. Der Gasthof entpuppte sich leider als schlechte Wahl. Das Zimmer selbst war ok, aber unter meinem Fenster lief die ganze Nacht ein Lüfter und auch bei geschlossenem Fenster, hatte man die ganze Zeit das Gefühl einen Tinitus zu haben. Die anderen Gäste waren irgendwie auch nicht in der Lage eine Türe ganz normal zu schließen. Nein, diese mussten zugeworfen werden. Um 00:00 Uhr etwa muss ich dann wohl eingeschlafen sein, doch dies war nicht von Dauer. Mein Zimmer ging zum Hinterhof und in diesem besagten Hinterhof hatte auch eine Bäckerei seine Backstube, was heißt, dass ab etwa 03:00 Uhr es recht laut war und Maschinen liefen. Es war einfach unmöglich hier zu schlafen!!! Am Eingang des Gasthofes sollte ein Schild stehen: VERMIETUNG DER ZIMMER NUR AN SCHWERHÖRIGE!

Zu allem Übel und auch passend, hat es dann die ganze Nacht fest geregnet.




Erkenntnis des Tages: Tolle Radwege, tolle Natur, dafür kein Schlaf!!!

Tösens - Laas
Abfahrt Tösens: 08:30 Uhr
Ankunft Laas: 16:15 Uhr
80,8 km / Durchschnitt 16,0 km/h / Fahrzeit: 5:01:39 Std.
Wetter: +12-18C, stark bewölkt, teilweise bewölkt, extrem windig



Tag 4, Montag, 25.08.2015

Das Frühstück war soweit ok. Allerdings habe ich jeweils das Verfallsdatum der Butter angeschaut. Zum größten Teil war die Butter bis Oktober 2015, sogar 2016 haltbar. Aber habe ich auch Butter mit dem Datum von 2013 gefunden. Da ich das Datum der Marmelade nicht lesen konnte, habe ich diese erst gar nicht gegessen. Die Wurst und der Käse waren aber in Ordnung. Um 09:20 Uhr ging es dann mit Regenjacke und langer Hose wieder los. Unterwegs, immer an der Etsch entlang, schauerte es immer wieder. Immer leicht bergab auf wunderschönen Radwegen ging es nach Schlanders, Latsch,
Naturns in Richtung der 38000 Einwohnerstadt und damit zweitgrößte Stadt Südtirols, Meran.
Kurz vor Meran fing es leider etwas stärker an zu regnen. Von Algund nach Meran ging es steil, an übergroßen, schönen Stühlen bergab. Meran ist eine sehr schöne Stadt und da ich genug Vorsprung hatte es wieder für den nächsten Tag sonnig gemeldet war, suchte ich mir gegen Mittag einfach eine Unterkunft in Meran. Ich bin dann im feinen Hotel Tappeiner untergekommen. Da kommt man sich als Radfahrer schon ein wenig komisch vor. Ich habe dann erstmal geduscht und meine Wäsche in der Dusche gewaschen. Also bin ich los und habe mir in aller Ruhe Meran angesehen.



Lebhaft geht es in dem quirligen Städtchen zu, dessen Bewohner sich heute zur Hälfte jeweils zur deutsch- oder italienischsprachigen Bevölkerungsgruppe zählt. Zufällig habe ich dann auch Michaela und Norbert Naubereit getroffen. Was für ein toller Zufall. Schon ab 15 Uhr war von Regen nichts mehr zu sehen und es wurde schlagartig sonnig und recht warm.
Das Abendessen im Hotel war wirklich super und die Aussicht von meinem Balkon auf Meran einfach grandios. Diesen Ausblick habe ich abends mit einem kühlen Forst Bier genossen.

Erkenntnis des Tages: Meran ist eine sehr sehenswürdige Stadt

Laas - Meran
Abfahrt Laas: 09:20 Uhr
Ankunft Meran: 12:15 Uhr
43,7 km / Durchschnitt 19,3 km/h / Fahrzeit: 2:15:38 Std.
Wetter: +12-15C, stark bewölkt, teilweise Schauer



Tag 5, Dienstag, 26.08.2015

Ich habe super geschlafen und der Himmel morgens um 07:00 Uhr war komplett blau. Das Frühstück war klasse. Tolles Buffet. In Meran habe ich mich in einem Supermarkt mit Kaminwurzeln, Brot und Keksen eingedeckt, danach ging es wieder stadtauswärts an der Passer entlang die dann später in die Etsch mündet in Richtung Bozen, immer auf einem schönen Radweg parallel der Bahn entlang. Von Bozen selbst habe ich eigentlich nicht viel gesehen, da ich zum einen nicht unbedingt in die Stadt reinfahren wollte und der Radweg auch daran vorbei ging und zum anderen wollte ich mir den Abstecher über den Kalterer See nicht entgehen lassen. Sollte ich die Tour mal wieder fahren, werde ich mir dann Bozen anschauen und unten an der Etsch bleiben. Unten an der Etsch ist das Stichwort, da es nun recht steil nach oben in Richtung Kaltern ging. Ein wiedermal sehr schöner Radweg ging quer durch Apfel- und Traubenplantagen und auch durch 3 Fahrradtunnel stetig nach oben. Gleich am Anfang von Kaltern war Südtiroler Wochenmarkt. Leider gab es nun keinerlei Rad-Beschilderung mehr und so bin ich auf der Hauptstraße in den Ortskern von Kaltern gefahren. Die verwinkelten Gassen Kalterns schmücken sich mit stattlichen Häusern aus dem 16. Und 17. Jahrhundert und erzählen von einer langen, wirtschaftlichen Blütezeit. Damals wie heute ist einer der Hauptwirtschaftszweige der malerischen Ortschaft mit einem grandiosen Ortskern, der Weinanbau. In dieser Südtiroler Weinregion werden auch heute noch große Mengen Wein gekeltert, eine der bekanntesten Sorten ist der Kalterersee-Wein. Zum Weinanbau und -verkauf hat sich dann im Laufe des 20. Jahrhunderts noch der Tourismus dazugesellt, als zweites wichtiges Standbein der Region. Zugleich ging es aus dem Ort wieder heraus und bergab in Richtung Kalterer See.



Obwohl dieser das größte natürliche Gewässer Südtirols sein soll, war ich hier enttäuscht. Den See hatte ich mir viel größer und auch schöner vorgestellt. Quer durch die Weinberge, in denen ich mich auch dann zweimal verfahren habe, ging es am Kalterer See entlang und wieder rüber an die Etsch nach Auer und Neumarkt. Ab hier ging es wieder direkt an der Etsch weiter. An der ersten Bank die ich im Schatten sah, da es mittlerweile etwa 34 Grad war, habe ich mich niedergelassen und Wurst und Brot gegessen. Auch war an dieser Stelle ein öffentlicher Wasserhahn. Das ist eine absolut tolle Sache in Italien.
Überall gibt es Brunnen und extra Wasserhähne in den Ortschaften und auch extra an den Fahrradwegen, an denen man überall Trinkwasser zapfen kann.


Weiter auf dem schönen Radweg sah ich auf der entfernten Landstraße einen ganzen Feuerwehr Löschzug fahren und plötzlich flog ein Rettungshubschrauber genau über mich hinweg. Der Löschzug hielt etwa 100m vor mir am Radweg an und der Rettungshubschrauber landete 50-60m genau vor mir quer auf dem Radweg. Selbstverständlich konnte niemand weiter fahren. Die Rettungskräfte suchten jemand in der Etsch. An diesem etwa 15minütigem Aufenthalt unterhielt ich mich mit einem weiteren deutschen, sehr netten Reiseradler.
Wir haben uns dann so gut unterhalten und verstanden, dass wir zusammen über Salurns bis nach Trento zusammen gefahren sind. War wirklich klasse.




Der Kollege wollte in Trento übernachten und ich bin einen Teil mit in die Innenstadt gefahren. Trento hat mir irgendwie nicht gefallen. Es war sehr laut und hektisch und ich habe mich hier nicht wohl gefühlt, deshalb habe ich mich verabschiedet und bin die Etsch weiter bis nach Mattarello gefahren, um eine Unterkunft zu suchen. Laut meiner Bikeline-Karte musste es in Mattarello zwei Unterkünfte geben. Ein junger Italiener auf einem Rad sah, dass ich nicht sicher war, wo der Radweg weitergehen würde. Also sprach er mich an und bot mir seine Hilfe an. Mit ihm zusammen bin ich dann etwa 3 km gefahren und er zeigte mir den Weg nach Mattarello. Leider war in dem besagten Gasthof kein Zimmer mehr frei. Allerdings rief der nette Wirt in der zweiten Unterkunft, ein 4 Sterne Hotel, an und fragte nach einem freien Zimmer. Ich bin dann im 4 Sterne Hotel Adige gelandet.


Klar war es teurer als erwartet, aber auch wirklich toll. Der Herr an der Rezeption super nett und das Zimmer klasse.
Durch die Hitze war ich heute sehr platt und hatte mich einfach auf die Dusche und das Abendessen gefreut. Das Abendessen war für diese Verhältnisse günstig, reichlich und sehr, sehr gut.

Erkenntnis des Tages: Italien hat wunderschöne Radwege, immer Trinkwasser und heute ein super Hotel

Meran - Mattarello
Abfahrt Meran: 09:15 Uhr
Ankunft Mattarello: 18:00 Uhr
110,1 km / Durchschnitt 18,5 km/h / Fahrzeit: 5:56:49 Std.
Wetter: +34C, sonnig



Tag 6, Mittwoch, 27.08.2015

Ich habe super geschlafen und das reichhaltige Frühstück (Buffet) war ein Märchen. Klar, es war teurer, aber auch sein Geld wert! In Mattarello ging es auch gleich wieder zurück an die Etsch auf den Radweg. Ab hier war es schier unmöglich sich zu verfahren, da entweder die Schilder reichlich und gut zu sehen waren oder der Radweg mittels Pfeile auf dem Boden gekennzeichnet war. Weiter nach Aldeno, Volano und Rovereto. Auf dem Radweg kam mir ein italienisches Ehepaar entgegen und sagte mir, dass der Radweg weiter vorne gesperrt sei. Ich musste nur etwa 50m zurück fahren und die Etsch mal wieder auf einer Brücke überqueren. Kurz danach teilte sich der Radweg. 95 % der anderen Radler fuhren rechts in Richtung nördlicher Gardasee (Riva) und ich geradeaus in Richtung Verona. Eigentlich ganz alleine auf dem Radweg fuhr ich bis Rivoli Veronese, da ich hier nach Affi fahren wollte. Es ging durch wunderschöne Traubenplantagen. Auch fand ich es total interessant, dass ich hier die ganze Zeit die Brennerautobahn A22 sah und des Öfteren diese überquerte. Als wir früher mit dem Auto nach Italien fuhren, dachte ich oft daran, einmal in meinem Leben, hier mit dem Fahrrad zu fahren und ich habe mir früher schon immer die Radwege entlang der A22 angeschaut.


Nun, in Rivoli Veronese angekommen, musste ich den Radweg an der Etsch verlassen und leider nochmal recht steil einen wiedermal wirklich schönen Radweg nach oben fahren. Hier oben hatte ich eine tolle Aussicht auf die Bergwelt. Dann sah ich noch einmal ein Schild „Lago di Garda“ folgte diesem und in der nächsten Ortschaft war leider kein Schild mehr zu finden. Ich fragte einen Bauhof-Mitarbeiter nach dem Weg, aber war mir nicht sicher, ob das wirklich stimmen konnte. Naja dachte ich mir "Bauhof", ich frage mal lieber einen normalen Menschen und als gerade ein Mann mit seinem Kind auf der Straße lief, fragte ich ihn und doch die Richtung stimmte wirklich. Allerdings war ab hier kein Radweg mehr vorhanden und ich musste auf einer leicht befahrenen Straße weiter.



Also wieder die gelbe Warnweste an und der Straße, die direkt nach Bardolino führt, folgen. Als ich dann von oben auf Bardolino blicken konnte, war das schon ein bewegendes Gefühl. Mein Ziel den Gardasee zu erreichen, auch noch einen Tag früher, war wirklich klasse. Im Prinzip hatte ich es geschafft. Ich wollte mir heute auch eine schöne Unterkunft gönnen. Am besten mit einem Pool, da es wiedermal sehr, sehr heiß war. Alle Hotels auf meiner Route in Richtung Gardasee hatten allesamt kein Zimmer mehr frei. Also bin ich in Bardolino in das Informationsbüro gefahren und jene haben dann für mich gesucht und angerufen. Wurden dann auch recht schnell fündig. Vielleicht 200 m vom Informationsbüro entfernt, lag das Hotel Idania mit großem, schönem Pool.


Ich glaube heute hätte ich mich fast überall wohl gefühlt. Bin dann auch gleich mit dem Handtuch aus meinem Badezimmer zum Pool gelaufen. Die nette Frau an der Rezeption hatte gleich gesehen, dass ich das Handtuch vom Badezimmer hatte und mir gleich ein großes Badetuch vom Hotel gegeben. Natürlich hatte ich in meinen Radtaschen keine Badehose mitgenommen. So bin ich dann auch mit der Radler Hose in den Pool. Es war total interessant die Leute zu beobachten. Ein Kellner lief die ganze Zeit um den Pool und brachte den Urlaubern Getränke. Ein etwas älteres Paar fiel mir sofort auf. Die Frau stand die ganze Zeit im Wasser und rauchte eine Zigarette nach der anderen und beide tranken Cocktails und das immer wieder. Zu schön.



Danach bin ich an den Gardasee gelaufen und kreuz und quer durch die schönen Einkaufsgassen in Bardolino geschlendert. Super 3 Gänge Abendessen im Hotel und einen Aperol für das Zimmer.

Erkenntnis des Tages: Ach wie schön ist doch der Gardasee

Mattarello - Bardolino
Abfahrt Mattarello: 09:20 Uhr
Ankunft Bardolino: 16:30 Uhr
80,1 km / Durchschnitt 18,9 km/h / Fahrzeit: 4:13:27 Std.
Wetter: +35C, sonnig


Tag 7, Donnerstag, 28.08.2015
Habe super geschlafen und das Frühstück war wieder total klasse. Da ich sehr viel Zeit hatte und auch erst das Hotel bis 11:00 Uhr verlassen musste, machte ich natürlich sehr langsam. Auch waren es heute kaum noch km zu fahren. Ganz entspannt ging es dann direkt am See nach Lazise entlang. Am Ende von Lazise hörte der Radweg leider auf und ich musste auf die Straße wechseln. Da auf dieser Straße direkt um den See extrem viel Verkehr war, gab ich richtig Gas und hielt das Tempo mit dem fahrenden Verkehr.




Da es auch leicht bergab ging, konnte ich zügig bis nach Peschiera del Garda mithalten. Tim schrieb mir immer von unterwegs, wo er, Iris und Ilja sich gerade befunden haben. Leider war kurz vor der Ausfahrt Affi an der A22 ein Unfall und sie standen im Stau. Deshalb bin ich einfach weiter bis nach Sirmione mit dem Rad gefahren und dort war auch zufällig Markt. Ich habe mir eine Tüte mit leckeren, panierten Tintenfische gekauft. Oh, wie lecker. Danach bin ich wieder locker nach Peschiera zurück gefahren und um etwa 14:00 Uhr sind dann Iris, Tim und Ilja zeitgleich mit mir am Camping Bella Italia angekommen.
Ein wunderschöner Fahrrad-Urlaub ging zu Ende und ein wunderschöner Familien-Urlaub begann.


Erkenntnis des Tages: Endlich ist die Familie wieder da!

Bardolino - Peschiera
Abfahrt Bardolino: 10:30 Uhr (über Sirmione)
Ankunft Peschiera: 14:00 Uhr
31,9 km / Durchschnitt 14,6 km/h / Fahrzeit: 2:10:20 Std.
Wetter: +35C, sonnig
Mit dem Abstecher nach Sirmione und zurück waren es insgesamt 470 km.


Fazit:
Es war wohl die schönste Radtour die ich bis jetzt gemacht habe. Jeder Abschnitt der Tour hatte seinen Reiz. Ob es die Pässe mit den Bergen waren oder später in der Hitze an der wunderschönen Etsch entlang. Auf der Tour habe ich über 600 Fotos geschossen und alles sehr genossen. Den Sturz am ersten Tag habe ich auch sehr gut verkraftet. Bei dieser Tour habe ich mir bewusst viel Zeit genommen und man hätte ganz locker 1,5 – 2 Tage früher am Endziel Peschiera sein können. Dies war bewusst nicht gewollt. Danke an die weltbeste Ehefrau Iris und den weltbesten Sohn Tim, dass sie mir diesen Traum ermöglicht haben.
Auch danke an meine Freunde Sabine, Hannah, Stefan und Wolfgang, denen ich täglich berichtet habe, wo ich mich gerade befinde, da sie sich Sorgen um mich gemacht hatten. Schön, solche Freunde zu haben!