Bericht Radtour 2015 – Bodensee



Für 2015 haben wir, Hermann, Jürgen und ich, uns die Umrundung des Bodensees ausgesucht, da später unsere Familien auch dorthin kommen, um gemeinsam mit den Dokoupils einen schönen Urlaub zu verbringen. Die Tour betrifft die Umrundung des Bodensees, und des Untersees mit Überlinger See.


Die Länge des Bodensee-Radweges inklusive Umrundung des Untersees und des Überlinger Sees beträgt rund 273 km.


Da unser späteres Urlaubsdomizil sich in Überlingen befand, haben wir auch dort unsere Tour begonnen. Auch sicherlich ein großer Vorteil, dass sich in Überlingen ein Bahnhof befindet.


Fakten und Wissenswertes zum Angeben:

Es war einmal eine Zeit, da war die Landschaft noch in Arbeit, und der See, der noch keiner war, lag als bruchtektonisches Becken in der Kälte der Eiszeit. Noch war kein Platz geschaffen, denn das, was wir heute Bodensee nennen, war erst das Werk der eiszeitlichen Gletscher. Vor Allem der Rheingletscher überrollte das vorgeformte Becken mehrmals und hobelte es zu seiner heutigen Tiefe aus. Ihren Höhepunkt fanden die Vorarbeiten für den Bodensee dann vor etwa 200000 Jahren in der längsten Kälteperiode, der Risseiszeit.


Das Resultat kann sich sehen lassen. Der bis zu 252 Meter tiefe Bodensee ist mit seinen 536 km2 der drittgrößte See Mitteleuropas und wird auch liebevoll das „Schwäbische Meer" genannt.




Heute wie damals beeinflussen die Wassermassen des Sees wie ein Wärmespeicher das Klima der gesamten Region und begünstigen neben Obst-, Gemüse- und Weinbau mit teilweise exotischen Früchten auch den Fremdenverkehr. Der Tourismus ist der wichtigste wirtschaftliche Faktor der Region. Eine kleine Statistik am Rande: Einheimische und Touristen verzehren jährlich etwa 1000 Tonnen Fisch des Bodensees, der von 240 Flüssen und Bächen gespeist wird. Wir haben auch sehr gut gespeist, dazu aber später mehr.


Seefläche: gesamt 536 km2

Uferlänge: 273 km – davon Untersee 90 km

Deutschland: 173 km (155 km Baden-Württemberg, 18 km Bayern)

Schweiz: 72 km

Österreich: 27 km



Freitag, 29.05.2015

Im Vorfeld sahen wir gleich bei der Hinfahrt mit der DB unsere erste Hürde. Die Bahnstrecke zwischen Aschaffenburg und Gemünden war wegen Bauarbeiten komplett gesperrt. Dankenswerterweise fuhr uns Regina, im Anhänger alle 3 Räder, nach Gemünden zum Bahnhof.


Punkt 09:00 Uhr (auch gleichzeitig Beginn der Quer-durchs-Land-Karte) fuhr der RE vom Bahnhof Gemünden zum Hbf Würzburg ab. Im Gepäck die Quer-durchs-Land Karte für 3 Personen und 3 Fahrradkarten der DB für zusammen 77,00 Euro. In Würzburg sind wir dann umgestiegen und mit dem RE nach Stuttgart und nach wiederholtem Umsteigen mit dem IRE nach Friedrichshafen (Bodensee) gefahren.


Im IRE saßen gegenüber ein älterer Herr und sein Begleiter. Beide mit Bierflasche in der Hand und mit einem recht erhöhten Geruchspegel. Ja, wir hatten die Wahl zwischen Pest und Cholera, da draußen im Radabteil ein Allianz Vertreter saß und er uns irgendwas von St. Moritz erzählte, was durchaus nicht interessant war. In Friedrichshafen sind wir dann das letzte Mal in die RB nach Überlingen umgestiegen und nach einer kurzen Verspätung sind wir dann mit unserer Radtour um 15:30 Uhr gestartet.



Den Radweg haben wir dann auch recht schnell gefunden. Die Beschilderung ist übrigens sehr gut. Eigentlich kann man sich gar nicht verfahren und auch die Qualität der Radwege ist absolut klasse.

Von Überlingen ging es dann am Kloster Birnau und an den Pfahlbauten vorbei weiter an die am steilen Südhang gelegene Stadt Meersburg. Die Stadt trägt den Namen des alten Schlosses, dessen heutiges Aussehen auf den Beginn des 16. Jahrhunderts zurückgeht. Drei Mal in ihrem Leben hat die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) Meersburg zu ihrer Wohnstadt gemacht, bis sie 1848 verstarb.


Wir machten ein paar Fotos und weiter ging´s in Richtung der 56000 Einwohnerstadt Friedrichshafen. Das Friedrichshafen mit einem Kapitel der Luftfahrtgeschichte so eng verknüpft ist, verdankt die Stadt Ferdinand Graf von Zeppelin. Wir sahen des Öfteren einen Zeppelin über den Bodensee fliegen. Auch Hermann ließ des Öfteren einen fliegen.




In Langenargen dann hatten wir den ersten kulinarischen Höhepunkt, in flüssiger Form, des Tages. Wir fanden einen schönen Biergarten mit ganz bezauberten Radlern (Bier). In diesem schönen Biergarten, danke Wolfgang an dieser Stelle, der diese Biere finanzierte, wollten wir dann auch eine Unterkunft in Lindau suchen und telefonierten sämtliche Gasthöfe nach freien, bezahlbaren Zimmern ab. Allerdings fanden wir keine Unterkunft, die diese Voraussetzungen erfüllten und beschlossen weiter zu telefonieren und eine Unterkunft in Bregenz zu suchen, um auch etwas mehr KM-Puffer zu haben.


Obwohl, ich will keine Namen nennen, jemand sich 3 Zahlen und ein Anderer sich 2 Zahlen merken sollte, war es nicht mehr möglich diese 5stellige Zahl zu einer Nummer zu formen. Es war einfach klasse und wie immer bei uns, sehr lustig.




Also fuhren wir nach dem Biergartenbesuch weiter nach Lindau und in die 9,5 km weiter gelegene, österreichische Stadt Bregenz. Dort fanden wir im Gasthof Seehof eine „feine" Unterkunft. Allerdings hatten wir erst ein wenig Schwierigkeiten den Gasthof „Seehof" zu finden, da wir zuvor einfach vorbei gefahren sind.


Der Vorteil war natürlich, dass wir schon ein wenig von der Stadt sahen und auch die Seebühne, auf der 2008 die EM vom ZDF moderiert wurde. Als Landeshauptstadt von Vorarlberg ist Bregenz eine der wichtigsten Städte am See. Von hier aus gehen kulturelle Akzente aus. Unser kultureller Akzent war das Abendessen mit „feinem" österreichischem Bier und einem herrlichen Sonnenuntergang.


Überlingen – Bregenz: 69,7 km
Abfahrt: 15:30 Uhr
Ankunft: 20:30 Uhr
Fahrzeit: 3:27:57 Stunden
Wetter: + 23 Grad, sonnig

Samstag, 30.05.2015


Ich hatte leider recht schlecht geschlafen und war sehr oft wach. Etwa um 02:00 Uhr morgens schüttete es aus Kübeln. Glücklicherweise war der Regen nur nachts und wir hatten wirklich tolles Radfahrwetter.

Um 08:00 Uhr saßen wir am Frühstückstisch und es gab für jeden 2 Brötchen (abgezählt) und „feinen" österreichischen Kaffee. Bei dem Wirt war irgendwie alles „fein". Dazu Wurst, Marmelade, Joghurt und Kuchen. Alles in allem wirklich in Ordnung. Um 08:45 Uhr saßen wir wieder fest im Sattel und begaben uns auf den Radweg in Bregenz, um wieder vorbei an der Seebühne in Richtung Rorschach zu fahren, welches sich schon im Schweizer Teil des Bodenseeradweges befindet.


Da die Preise in der Schweiz schon teurer sind und wir auch keine Schweizer Franken hatten, haben wir kurz vor der Grenze nochmal an einem Markt kurz Pause gemacht, um nochmal einzukaufen. Die 27 km Österreich waren schnell vorbei und wir fuhren über den alten Rhein, der hier in den Bodensee mündet. Weiter Richtung Arbon, Romanshorn und Güttingen. Auf der Schweizer Seite waren sehr schöne Häfen und auch immer wieder schöne und prunkvolle Bauwerke zu bewundern.




Nun kamen wir kurzzeitig mal wieder nach Deutschland in die größte Stadt am Bodensee nach Konstanz mit ihren 82000 Einwohnern. Die Altstadt von Konstanz ist besser erhalten als die in vielen anderen Städten Deutschlands, unter anderem da sie weder im Dreißigjährigen Krieg noch im Zweiten Weltkrieg nennenswert beschädigt wurde. Die Zahl der erhaltenen Bauten aus dem Mittelalter, als die Stadt ihre Blüte erlebte, ist groß. Von hier aus ging es dann auch Richtung Untersee und wir passierten mal wieder die Grenze zu den Eidgenossen.


Kurz darauf kamen wir schon nach Gottlieben und wir gedachten an den großen Sänger Udo Jürgens, der hier auf der See-Promenade sein zeitliches segnete. Wir fuhren weiter nach Ermatingen, Berlingen, Steckborn bis nach Stein am Rhein, wo der Rhein den Bodensee verlässt. Stein am Rhein ist wirklich toll. An Augenweiden mangelt es in den Gassen und Plätzen des Städtchens nicht, an Touristen ebenso wenig. Mit seinen schönen bunt bemalten Häusern gehört Stein am Rhein zu den besterhaltendsten mittelalterlichen Kleinstädten der Schweiz. Hervorzuheben ist das Rathaus, welches wir auch gerne fotografierten. Kurz darauf fuhren wir endgültig wieder auf die deutsche Seite des Untersees. Zwischendurch überlegten wir uns, ob wird die Tour anstatt Bodenseetour in Rappeltour umtaufen sollten.




Möglicherweise hatte der See nach unserer Umrundung auch ein wenig Hochwasser. In Hemmenhofen feierten wir das Wiedersehen mit Deutschland gleich in einem Biergarten. Hier suchten wir dann auch telefonisch eine Unterkunft für die Nacht. Fündig wurden wir dann auch recht schnell in Radolfzell, was noch etwa 14 km zu fahren waren. Auf einem Schotterweg kam uns ein Junge mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit in einer Kurve entgegen.


Ich war mir sicher, dass dieser gleich mit voller Wucht in die Seite von Hermanns Rad preschen würde. Wie durch ein Wunder kam der Junge noch quer in der Kurve zum stehen. Das hätte uns gerade noch gefehlt. In Radolfzell angekommen, fanden wir dann, nach mehrmaligem Fragen, dann auch den, zuvor im Biergarten angefragte Gasthof „Seerose". Dieser Gasthof ist sehr zu empfehlen. Sehr schöne, saubere Zimmer, gutes Abendessen und ein Hammer Frühstück.



Bregenz – Radolfzell: 137,5 km
Abfahrt: 08:45 Uhr
Ankunft: 18:30 Uhr
Fahrzeit: 7:20:13 Stunden
Wetter: + 20 Grad, teilweise sonnig, bewölkt

Sonntag, 31.05.2015


Nach einem tollen Frühstück ging es wieder um 08:45 Uhr auf die Räder. Wir schauten uns die Rad Karte an und rechneten noch die zu fahrenden Kilometer aus. Die Schleife Untersee, Konstanz, Überlinger See wären noch 83 km gewesen. Deshalb fuhren wir direkt einen Radweg von Radolfzell nach Liggeringen und von dort aus nach Bodman und weiter nach Ludwigshafen.


Als wir kurz darauf an einer Bushaltestelle vorbei fuhren, sahen wir einen Geldbeutel und ein Mäppchen auf dem Sitz liegen. Also blieben wir halten und schauten hinein. Im Geldbeutel waren etwa 150 Euro und in etwa die gleiche Summe nochmal im Mäppchen. Wir fanden zwar einen Personalausweis, aber leider keine Telefonnummer der guten Frau. Dann fanden wir einen Organspende Ausweis und riefen vermutlich bei der Tochter an. Diese sagte nur knapp, dass wir doch alles in der Gaststätte abgeben sollten, was wir natürlich, ehrlich wie wir sind, auch machten.


Ein einfaches „Dankeschön" der Tochter bzw. später der Mutter, wäre sicher kein Fehler gewesen. Naja, so ist halt die Welt. In Ludwigshafen angekommen, machten wir heute einen „Ruhigen" und setzten uns gemütlich auf eine Bank und genossen den Blick auf den schönen Bodensee bzw. Überlinger See. Nun mussten wir nur noch über Sipplingen nach Überlingen fahren. Leider war in Sipplingen eine Baustelle und der Radweg eigentlich gesperrt.




Wir machten es den anderen Radfahrern nach und hoben die Räder über die Leitplanken am Bauzaun vorbei. Dort hatten wir mal wieder sehr viel zu lachen. Das Ganze natürlich auf der Gegenseite nochmal. In Überlingen angekommen, setzten wir uns an der Promenade in den Schatten und holten uns kleine Leckereien beim Bäcker. Jetzt mussten wir nur noch 8 km nach Überlingen-Lippertsreute fahren, um zum gebuchten Hotel zu kommen. Unsere Familien, angeführt von Stefan (der uns allerdings nicht sah), fuhren etwa 2 km vor Lippertsreute an uns vorbei. So kamen wir fast zeitgleich am Ziel an.


Radolfzell –Überlingen/Lippertsreute: 39,4 km
Abfahrt: 08:45 Uhr
Ankunft: 13:00 Uhr
Fahrzeit: 2:24:49 Stunden
Wetter: + 23 Grad, sonnig

Fazit:


Der Bodensee-Radweg ist sehr zu empfehlen. Die Bodenbeschaffenheit sehr gut und meist sehr flach. Die Unterkünfte waren in Ordnung. Allerdings sollte man sich in der Ferienzeit bereits im Vorfeld eine Unterkunft suchen, da es schnell zu Engpässen kommen kann. Wir hatten wiedermal sehr viel Spaß und sind wie immer, recht flott gefahren. Auf der Schweizer Seite hatten wir leider den ganzen Tag Gegenwind. Das Urlaubsdomizil in Lippertsreute, das Landhotel Hofgut „Schellenberg" war Spitzenklasse mit üppigen Essens-Portionen.


Gesamt-KM: 246,6 km
Gesamt-Fahrzeit: 13:13 Stunden